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Was ich 2025 in meiner Arbeit als Fachanwältin anders mache

Einleitung

Ich wollte nie jemand sein, der mit dem Finger auf Paragraphen zeigt.

Ich wollte Brücken bauen zwischen Menschen.

Vielleicht war das der Grund, warum ich Richterin werden wollte.

Nicht, um zu urteilen, sondern um zu verbinden.

Doch der juristische Alltag hat mich schnell auf den Boden der Tatsachen geholt:

Aktenberge, Formulierungen, Fristen – ein System, das selten fragt, wie es den Menschen dahinter geht.

Lange habe ich versucht, über Emotion zu wirken, zu überzeugen, zu bewegen.

Bis ich merkte: Gefühl allein reicht nicht.

Nicht, wenn auf der anderen Seite eine Behörde sitzt, die in Strukturen denkt.

2025 war das Jahr, in dem ich aufgehört habe, dagegen anzukämpfen – und angefangen habe, das Gesetz wirklich zu meinem Werkzeug zu machen.

Klar, strukturiert, aber immer menschlich.

Diese sieben Erkenntnisse begleiten mich dabei jeden Tag.


1. Ich erkläre Eltern keine Paragraphen mehr – ich erkläre Lebenssituationen

Früher sprach ich in Vorschriften. Heute spreche ich in Geschichten.

Denn Eltern brauchen keine juristischen Begründungen – sie brauchen Orientierung.

Ich erkläre nicht mehr, was im Gesetz steht, sondern was es für sie bedeutet.

Das schafft Vertrauen, Verständnis – und echte Zusammenarbeit.

Das Recht wird dadurch nicht weicher, aber verständlicher. Und das verändert alles.


2. Ich streite nicht mehr gegeneinander – ich gestalte miteinander

Ich habe nie verstanden, warum Verfahren oft wie Schlachten geführt werden.

Ich brauche die Show vor Gericht nicht und meine Mandanten schon gar nicht. Mich interessieren ausschließlich Lösungen.

Ich sehe die Menschen, nicht die Rollen: Eltern, Sachbearbeiter:innen, Kolleg:innen.

Wenn ich es schaffe, dass wir alle für einen Moment auf derselben Seite des Tisches sitzen –

dann ist das oft der Beginn einer nachhaltigen Lösung.


3. Ich sehe das Gesetz nicht mehr als Hürde – sondern als Werkzeug

Früher fühlte sich das Recht manchmal wie eine Mauer an: zu starr, zu streng, zu begrenzt.

Heute kann ich es viel mehr als meinen Werkzeugkasten sehen.

Ich kenne die Struktur – und genau deshalb kann ich sie nutzen, um Wege zu finden.

Nicht, um Lücken zu suchen, sondern um Möglichkeiten zu schaffen.

Das Gesetz ist kein Gegner sondern mein stärkster Verbündeter.


4. Ich denke nicht mehr nur in Emotionen – ich denke in Strategien

Ich war immer ein Herzmensch.

Und bin es auch geblieben.

Gleichzeitig habe ich gelernt, dass Herz und Struktur keine Gegensätze sind.

Wenn ich mit Gefühl handle, aber mit System denke, dann bin ich klar, ruhig – und wirkungsvoll.

Heute nutze ich Emotionen gezielt: nicht um zu kämpfen, sondern um zu verstehen.

Nicht um laut, sondern um gehört zu werden.


5. Ich denke nicht mehr in Zuständigkeiten – sondern in Lösungen

„Das ist Sache des Jugendamts.“

„Dafür sind wir nicht zuständig.“

Diese Sätze habe ich zu oft gehört – und irgendwann selbst gesagt.

Heute denke ich anders. Ich frage:

Wie kriegen wir das gemeinsam hin?

Dieser Satz öffnet Türen.

Er verändert den Ton, den Blick und oft auch das Ergebnis.

Denn Lösungen entstehen selten an Schreibtischen – sondern dort, wo Menschen anfangen, gemeinsam zu denken.


6. Ich arbeite nicht mehr reaktiv – sondern vorausschauend

Früher war meine Arbeit ein permanentes Reagieren:

Ein Widerspruch hier, ein Eilverfahren dort.

Heute gehe ich einen Schritt früher hinein.

Ich sehe Muster, erkenne Engpässe, bevor sie zu Problemen werden.

Ich denke mit – nicht erst, wenn der Konflikt da ist.

Das macht meine Arbeit ruhiger, klarer und ehrlicher.


7. Ich argumentiere nicht mehr gegen Behörden – sondern für Kinder

Früher stand oft die Frage im Raum: Wer hat Recht?

Heute frage ich: Was ist richtig – für das Kind?

Wenn ich diesen Fokus halte, verändert sich alles: die Sprache, die Argumentation, das Ziel.

Dann geht es nicht mehr darum, Recht zu behalten – sondern darum, Gerechtigkeit zu ermöglichen.


Wie ich arbeite – und warum das manchen überrascht

Ich weiß, dass ich keine „typische“ Anwältin bin.

Manche Kolleg:innen arbeiten sehr konfrontativ, sehr formal-juristisch.

Ich kann das verstehen – das juristische System ist darauf ausgelegt.

Aber für mich funktioniert das nicht.

Ich arbeite lieber mit Ruhe, Klarheit und Nähe.

Ich höre genau hin – auch zwischen den Zeilen.

Ich will verstehen, was hinter dem Konflikt steckt: die Sorge, die Angst, das Bedürfnis nach Sicherheit.

Zu mir kommen Menschen, die sich oft schon durch viele Instanzen gekämpft haben.

Eltern, die sich nicht verstanden fühlen.

Fachkräfte, die in Strukturen gefangen sind.

Und manchmal auch einfach Menschen, die nur jemanden brauchen,

der sagt: „Ich sehe dich – und wir finden einen Weg.“

Nach zwölf Jahren in diesem Bereich habe ich gelernt:

Gründliche Vorbereitung, ein klarer Blick und echtes Interesse am Menschen machen den Unterschied.

Meine Erfolgsquote in Klageverfahren liegt bei weit über 90 Prozent – und wenn ich einmal nicht gewinne, dann mit Ansage.

Denn Ehrlichkeit ist mir wichtiger als Statistik.

Ich glaube, juristische Arbeit darf menschlich sein.

Sie darf empathisch sein, ohne an Präzision zu verlieren.

Denn am Ende geht es immer um das Gleiche:

um Gerechtigkeit – und um Vertrauen.


Fazit

Ich glaube nicht mehr daran, dass Recht allein Gerechtigkeit schafft.

Aber ich glaube daran, dass Recht ein Werkzeug sein kann, wenn wir es menschlich, klug und mit Herz anwenden.

Ich arbeite heute mit mehr Klarheit, mehr Struktur – und mehr Vertrauen.

Ich habe aufgehört, zu kämpfen.

Und angefangen, zu gestalten.

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